Reizdarm oder doch SIBO?

blaue Punkte
puzzle, fits, match-693873.jpg

Reizdarm oder doch eine andere Ursache? – Die Rolle der Dünndarmfehlbesiedlung 

Neueste Studien zeigen: 60-80% aller Reizdarmpatient:innen sind von einer Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) betroffen.

Die Dünndarmfehlbesiedlung, auch bekannt als Small Intestinal Bacterial Overgrowth (SIBO), ist eine Erkrankung, bei der sich zu viele oder die falschen Bakterien im Dünndarm ansiedeln. Dies kann zu einer Vielzahl unangenehmer Beschwerden führen und sollte nicht unbeachtet bleiben.

Ursachen von SIBO

Normalerweise ist der Dünndarm relativ arm an Bakterien, da verschiedene Mechanismen verhindern, dass Bakterien aus dem Dickdarm in den Dünndarm gelangen oder sich dort vermehren. Doch bestimmte Faktoren können dieses Gleichgewicht stören:

  • Gestörte Darmmotilität: Erkrankungen wie das Reizdarmsyndrom oder eine verminderte Magen-Darm-Beweglichkeit (z. B. durch Diabetes oder neurologische Erkrankungen) können dazu führen, dass Bakterien nicht effektiv aus dem Dünndarm abtransportiert werden.

  • Strukturelle Probleme: Verwachsungen, Engstellen oder operative Eingriffe am Darm können das normale bakterielle Gleichgewicht verändern.

  • Medikamenteneinfluss: Die langfristige Einnahme von Protonenpumpenhemmern (PPI) oder Antibiotika kann die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen.

  • Infektionen: Verschieden Infektionen wie auch Lebensmittelvergiftungen und Borreliose können die Entstehung einer SIBO begünstigen.

Formen der SIBO

Es gibt unterschiedliche Unterformen der Dünndarmfehlbesiedlung, die sich in der Art der Symptome und auch in der Behandlung unterscheiden.
  • Wasserstoff-SIBO

  • Methan-IMO (kann auch den Dickdarm betreffen

  • Schwefelwasserstoff-SIBO (ISO)

  • begleitend kann auch beispielsweise ein Überwucherung mit Pilzen wie Candida albicans (SIFO)

Symtome bei SIBO

Die Symptome einer Dünndarmfehlbesiedlung können, je nach Form der SIBO, sehr unterschiedlich sein und sich teilweise mit anderen Verdauungsstörungen überschneiden. Häufige Beschwerden sind:

  • Blähungen und Völlegefühl

  • Durchfall oder Verstopfung (eher bei IMO)

  • Wechselnde Stühle

  • Bauchschmerzen und Krämpfe

  • Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Lebensmitteln

  • Nährstoffmangel (z. B. Vitamin B12-Mangel, Eisen)

  • Müdigkeit und Konzentrationsprobleme

  • Konzentrationsstörungen, Brain fog

  • Kribbeln in Händen, Füßen und Blase

  • Gallensäureverlustsyndrom

Diagnose

Die Diagnose von SIBO erfolgt standardmäßig durch einen Atemtest mit Laktulose und Glukose, seit Neuerem auch mit Fruktose und Lactose, bei dem die Wasserstoff- und Methangase in der Atemluft gemessen werden. Die Schwefelwasserstoff-SIBO (ISO) kann derzeit in Deutschland noch nicht über einen Atemtest diagnostiziert werden. Hier kann eine Schwefel-Auslass-Diät, eine genaue Anamnese sowie ein Atemtest mit dem Substrat Laktulose über einen Testzeitraum von 180 Minuten Abhilfe schaffen. Der sogenannte Flatlinetest, da es keinen Anstieg der Gaswerte über einen festgelegten Grenzwert gibt.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung der Dünndarmfehlbesiedlung erfolgt oft mehrstufig. Die Dauer richtet sich unter anderem nach der Höhe der Gaswerte des Atemtests:

  1. Antibiotika oder pflanzliche Alternativen: Rifaximin ist ein häufig verwendetes Antibiotikum zur Reduktion der bakteriellen Überbesiedlung. Pflanzliche Alternativen wie Oregano- oder Granatapfel-Extrakt können ebenfalls wirksam sein. Die Auswahl des pflanzlichen Antibiotikums hängt von der SIBO-Form ab.

  2. Biofilm-Löser und Bindemittel: Je nach Darmstuhlbefund und Form der SIBO werden verschiedene Biofilm-Löser und Bindemittel (um sogenannte Die-Off-Symptome zu mindern) eingesetzt.

  3. Ernährungsumstellung: Eine spezielle Diät, wie die Low-FODMAP-Diät oder eine SIBO-spezifische Ernährungsweise, kann helfen, Beschwerden zu lindern, die Ursache behandelt es allerdings nicht.

  4. Ursache behandeln: Soweit möglich, ist die Ursache zu beseitigen, da ansonsten Rückfälle auftreten können. Ein Beispiel findest du im nächsten Topic.

  5. Darmmotilität verbessern: Prokinetika können bei Verstopfung als Ursache helfen, die natürliche Bewegung des Darms zu unterstützen und ein Wiederauftreten zu verhindern.

  6. Nährstoffe auffüllen: Sofern Nährstoffmängel entdeckt wurden, sollten diese unter Begleitung wieder aufgefüllt werden.

  7. Darmflora aufbauen: Nach der Behandlung kann eine gezielte Einnahme von Probiotika helfen, das Darmmikrobiom zu stabilisieren.

Wichtige Hinweise & Disclaimer

Dieser Beitrag dient der allgemeinen Information und stellt in keiner Weise eine Aufforderung zur (Selbst)-behandlung dar. Er ersetzt keinesfalls einen Besuch beim fachkundigen Arzt/Heilpraktiker/Therapeuten. Sofern du unter Beschwerden leidest, wende dich bitte an diese. Eine Haftung wird ausgeschlossen. Ebenfalls wird kein Heilversprechen abgegeben.

In diesem Blogbeitrag möchte ich euch zum Thema Darmgesundheit über das Leaky-Gut- Syndrom informieren.

Teilen:

puzzle, fits, match-693873.jpg
carrot, healthy, fermented-4497968.jpg
Allgemein

Mikrobiom im Alltag stärken – Mit Rezept

Starkes Mikrobiom = starke Abwehr, so viel ist dir sicher schon bekannt. Aber wie kannst du dein Mikrobiom über die tägliche Ernährung nachhaltig stärken? Wenn du dazu mehr erfahren möchtest, dann bist du hier genau richtig.

Mehr lesen »
Karina Wehrmann

Schreib mir gerne

Nach oben scrollen